Botanik von Cannabis - Geschichte
Cannabis. Heil- und Nutzpflanze der Hochkulturen
Nur ein paar Jahrzehnte lang war der medizinische Nutzen von Cannabis aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Vorher wurde jahrtausendelang ein breites Spektrum an körperlichen und seelischen Beschwerden mit dieser Pflanze behandelt: Cannabis Sativa L.
Über ihre zivilisatorische Rolle als Nahrungs- und Faserlieferant lässt sich umfassend Zeugnis einholen. Cannabis sativa L. (Cannabis) gehört zur Familie der Cannabaceae und gilt als eine der ältesten domestizierten Nutzpflanzen der Welt. Sie wurde von vielen alten Zivilisationen als Nahrungsmittel, Textilrohstoff, aus religiösen und medizinischen Gründen verwendet.
Das älteste erhaltene schriftliche Dokument über die medizinische Verwendung von Cannabis findet sich in China, in einem alten chinesischen Arzneibuch aus dem 1. Jahrhundert vor Christus. Alte chinesische Textquellen beschreiben die Verwendung von Cannabisblüten zur Behandlung verschiedener Beschwerden wie rheumatische Schmerzen, Verstopfung, Senkung der Temperatur und gynäkologische Erkrankungen. Auch Schriften aus den antiken Hochkulturen Ägyptens, Griechenlands und Indiens zeigen seine Verwendung als Analgetikum, Antiemetikum, Antikonvulsivum und entzündungshemmendes Mittel.
Herkunft von Cannabis (Cannabis sativa L.)
Cannabis sativa L. und Hopfen (Humulus) sind eng verwandte Gattungen innerhalb der Cannabaceae. Moderne Studien unter Verwendung von Molekularuhranalysen mit Chloroplasten-DNA legen nahe, dass ihre genetische Aufspaltung vor 18,2 bis 27,8 Millionen Jahren stattgefunden hat.
Das genaue Ursprungszentrum wird nach wie vor kontrovers diskutiert, einzig der Kontinent Asien gilt als gesichert. Eine Studie von Forschern der University Vermont von 2019 machte anhand der Analyse fossiler Cannabispollen das Tibetische Plateau in der Umgebung des Qinghai-Sees als Ausgangsort aus.
Von dort soll Cannabis laut der Studie Richtung Westen gestreut und vor geschätzten 6 Mio. Jahren Europa erreicht haben.
Cannabis-Klassifizierung
Ob es nur eine Art oder mehrere verschiedene Arten von Cannabis gibt, darüber herrscht Uneinigkeit. Verbreitet ist die botanische Unterscheidung dieser Pflanze in zwei bis drei Arten: Cannabis sativa, Cannabis indica und Cannabis ruderalis.
Diese Unterteilung basiert hauptsächlich auf morphologischen Unterschieden, da die chemische Analyse der produzierten Verbindungen keine wesentliche Abweichung zwischen diesen vorgeschlagenen Arten zeigt und sie sich auch alle kreuzen können.
Neueren molekularen und genetischen Studien zufolge existiert eine Art Cannabis sativa L. mit mehreren Unterarten und Varietäten.
Die neueste vorgeschlagene Klassifizierung ist unterteilt nach Herkunft (Südasien/Zentralasien/Europa) und Art (domestiziert/wild):
Südasiatische Domestikation
• C. indica = Cannabis sativa subsp. Indica-Var. indica
Südasiatischer Wildtyp
• C. himalayensis = Cannabis sativa subsp. Indica-Var. Himalaya
Zentralasiatisch domestiziert
• C. afghanica = Cannabis sativa subsp. Indica-Var. Afghanistan
Zentralasiatischer Wildtyp
• C. asperrima = Cannabis sativa subsp. Indica-Var. asperrima
Europäisch domestiziert
• C. sativa = Cannabis sativa subsp. Sativa-Var. sativa
Europäische Wildtypen
• C. spontanea = Cannabis sativa subsp. Sativa-Var. spontan
Hanf im Unterschied zu Cannabis
Unter Hanf werden Cannabissorten verstanden, die aus bestimmten Gründen gezüchtet wurden, wie z. B. für die Produktion von Fasern, Samen (Achänen) und frischen Blüten (Blütenstand). Hanf wird üblicherweise von Cannabis (medizinisch, freizeitlich) nach dem maximal zulässigen THC-Gehalt in der Pflanze unterschieden.
Dies kann von Land zu Land unterschiedlich sein, aber in den meisten EU-Staaten liegt die gesetzliche Grenze bei 0,2 % (Trockengewicht) und in den Vereinigten Staaten von Amerika bei 0,3 %. Es gab Kampagnen, um den THC-Höchstgehalt in der EU auf 0,3 % und in den USA auf 1 % anzuheben.
Cannabis-Nomenklatur
In der Cannabisindustrie wird der Begriff „Strain“ oft verwendet, um eine bestimmte Sorte von Cannabis zu definieren. Auch Patienten, Apotheker und sogar Ärzte gebrauchen ihn häufig, obwohl er wissenschaftlich falsch ist. „Strain“ wird für Bakterien oder Viren verwendet, nicht für Pflanzen. Bei Pflanzen wäre der korrekte Begriff Sorte/Varietät/Chemovar.
Für mehr Klarheit und um Cannabis in den wichtigsten Diversifizierungspunkten zu unterscheiden, wurden folgende spezifische Bezeichnungen entwickelt:
- Chemovar (chemische Sorte) oder Chemotyp ist ein Begriff, der verwendet wird, um zwischen Cannabissorten nach ihren Bestandteilsverhältnissen zu unterscheiden.
- Cultivar (kultivierte Sorte) wird verwendet, um zwischen der Genetik von Cannabissorten zu unterscheiden.
Trotz der Bemühungen, diese Nomenklatur wissenschaftlicher zu gestalten, ist der Begriff „Strain“ immer noch beliebt und wird häufig verwendet.